Autoreninterview Philina Hain 





Stell dich doch bitte kurz mal vor.
Mein Name ist Philina Hain, ich bin 25 Jahre alt und wohne mit meinem Freund und unseren beiden Katern in Sachsen-Anhalt. Ich studiere Sozialwissenschaften, bin Autorin und unterrichte Bauchtanz. Außerdem gehe ich gern mit Freunden bouldern, bin aber ansonsten ein eher ruhiger Mensch, der lieber seine Abende mit einem guten Buch auf dem Sofa verbringt als unter Menschen.

Wie kamst du dazu, Bücher zu schreiben?
Eigentlich habe ich schon immer geschrieben und gedichtet. Bereits als ich elf Jahre alt war, habe ich Workshops rund um das Schreiben von Büchern, Buchdruck und Verlagsgründung besucht. Es war immer mein Traum, eines Tages Autorin zu sein. Und als ich dann anfing, zu studieren, fand ich erstmals die Zeit, nicht nur Gedichte und Kurzgeschichten, sondern ganze Bücher zu schreiben und diese zu veröffentlichen. So wurde aus meinem Traum Realität.

Warum hast du dich für das Genre Fantasy entschieden?
Ganz ehrlich? Ich hatte eine schreckliche Kindheit und Fantasy Bücher waren das einzige, was die Realität für mich erträglicher gemacht hat. Wenn Helden in den sonderbarsten Welten Schlachten schlagen und gewinnen konnten, dann konnte ich auch den nächsten Tag überstehen. Es gab für mich immer nur Fantasy, egal ob beim Lesen oder Schreiben. In andere Genre wage ich zwar immer mal einen Abstecher, aber fühle mich dort nicht heimisch.

Hast du auch mal vor, dich in anderen Genres auszuprobieren?
Eher nicht. Ich habe zwar auch schon Kindergeschichten geschrieben, wovon eine wohl bald in einem Verlag veröffentlicht wird, aber diese ist eine Fabel. Also irgendwie auch Fantasy. Ich könnte mir vorstellen, Fantasygeschichten in allen Untergenres zu schreiben. Aber Fantasy ist und bleibt wohl für mich die Voraussetzung.

Welche/r ist dein Lieblingsprotagonist/in?
Aus meinen eigenen Büchern? Puh, da fragst du mich vielleicht was … Für die meisten meiner Charaktere fühle ich sowas wie Hass-Liebe. Einerseits liebe ich sie alle, aber andererseits könnte ich sie auch packen und schütteln. Außer vielleicht Sergen aus Band 2 meiner Tavith Reihe, die ab August 2020 im Sternensand Verlag erscheint. Hach, der hat es mir angetan! Er sollte eigentlich sterben, aber ich war so verliebt in den Charakter, dass er bleiben musste. Ich kann es kaum erwarten, dass alle endlich von ihm lesen dürfen.

Was inspiriert dich beim Schreiben am meisten?
Musik! Die Tonlage, der Text, die Melodie, … einfach alles daran inspiriert mich.
Ich verbinde mit jedem Song meiner Playlists eine andere Szene in meinen Büchern. Deswegen brauche ich mir auch keine Notizen zu machen, weil ich alle Ideen durch das Hören eines Songs wieder abrufen kann.

Hast du beim Schreiben bestimmte Gewohnheiten?
Gewohnheiten habe ich eigentlich keine, aber ich brauche zum Schreiben absolute Ruhe. Am liebsten mache ich es mir mit meinen beiden Katern Zuhause gemütlich und trinke einen Tee oder Kaffee, während ich am Laptop schreibe. Und auch wenn ich vorher Musik höre, um mich inspirieren zu lassen, brauche ich beim Schreiben selbst die Stille.

Plottest du lieber komplett durch oder lässt du es lieber auf dich zukommen, was passiert?
Eine Mischung aus beidem. Ich plotte eigentlich nicht gern, weil es meine Kreativität einschränkt und meine eigenen Ideen mich sonst nur allzu schnell langweilen. Aber gerade bei einem großen Projekt wie meiner Tavith Reihe, die sieben Bände umfasst, komme ich ums Plotten nicht herum. Die Schlüsselszenen, Anfänge und Enden der jeweiligen Bände habe ich also schon durchgeplant. Von allem dazwischen lasse ich mich aber überraschen.

Tavith wird ja vom Sternensand Verlag herausgebracht. Wie ist das für dich?
Das ist für mich einfach nur WOW! Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, auf meine erste und einzige Verlagsbewerbung direkt eine Zusage zu erhalten. Ich meine, wie wahrscheinlich ist das schon? Und dann auch noch von dem Verlag, zu dem ich so unbedingt wollte? Doppelt WOW! Zumal Tavith auch noch sieben Bände umfasst und ich davon ausging, dass mich die Verlägerin und der Verläger für verrückt halten würden, mich mit solch einem Mammutprojekt zu bewerben. Aber allem Anschein nach hat ihnen mein Konzept gefallen.
Damit geht für mich ein Traum in Erfüllung und ich bin unfassbar dankbar für die Möglichkeit, mit so liebenswerten Menschen zusammenarbeiten und noch so viel von ihnen lernen zu können.

BISSchen Band 2 ist ja Vardens Geschichte, die du selbst veröffentlichst. Was gefällt dir mehr: Bücher vom Verlag veröffentlichen zu lassen oder sie selbst herauszubringen oder findest du, beides hat seine Vor- und Nachteile?
Es hat beides seinen Reiz und ich würde nicht direkt sagen, dass es Vor- und Nachteile hat, sondern einfach ganz anders ist.
Bei der Zusammenarbeit mit dem Verlag müssen viele Absprachen getroffen werden, man muss Kompromisse eingehen und sich dabei wohlfühlen können, auch mal das Ruder abzugeben. Dadurch dauert der Veröffentlichungsprozess länger als beim Selfpublishing, aber man hat auch die Gewissheit, dass genug Leute das Manuskript, den Klappentext und auch das Cover vorliegen hatten, um alles besten Gewissens an die Leser weiterzugeben.
Beim Selfpublishing ist es schön, sein eigener Boss zu sein. Dadurch schultert man aber eben auch die Verantwortung ganz allein und ist auch beim Marketing auf sich selbst gestellt. Dafür, dass man alles allein bewerkstelligt, hat man aber wiederum auch mehr vom Gewinn. Zumindest prozentual gesehen, denn durch einen Verlag erreicht man meist mehr Leser.
Es ist also beides grundlegen verschieden, aber macht mir großen Spaß.

Auf welche Bücher dürfen wir uns 2020 noch freuen?
Abgesehen von BISSchen Band 2 und Tavith Band 1 wird auf jeden Fall noch eine Kurzgeschichte von mir in einer Anthologie erscheinen. Das ist aber noch mehr oder weniger geheim. Es würde mich natürlich freuen, wenn ich zum Winter noch BISSchen Band 3 (den letzten Band der Trilogie) veröffentlichen könnte. Dann hätte ich dieses Projekt beendet, könnte mich auf die Tavith Reihe fokussieren und vielleicht ja auch bald das nächste Projekt beginnen. Ich habe noch so viele Ideen, die ich in die Welt entlassen möchte.

Welche/r Autor/in ist dein Vorbild?
Ich bin ein riesiger Fan von Gena Showalter. Ich finde ihre Ideen brillant, ihre Geschichten sind spannungsgeladen und emotional und ihr Schreibstil poetisch. Ich lese ihre Bücher im Original, also in englischer Sprache. Da kommt ihr Humor auch am besten rüber. Mal davon abgesehen, dass sie aus gutem Grund eine Bestsellerautorin ist, ist sie auch ein liebenswerter Mensch. Ich schaue mir gern ihre Videos bei YouTube an oder lese mir Interviews von ihr durch. Es wäre der Oberhammer, wenn ich sie irgendwann mal treffen und mir ein Autogramm von ihr geben lassen könnte.

Was wäre für dich schlimmer: Nie wieder lesen oder nie wieder schreiben?
Nie wieder schreiben. Definitiv. Ich sauge alles – Informationen, Gefühle, usw. - wie ein Schwamm in mich auf und brauche es einfach, beim Schreiben alles wieder rauslassen zu können. Das ist für mich quasi wie Therapie.

Welches war das schönste Kompliment, was du bis jetzt bekommen hast?
Das war ein kleines Gemälde, das mir eine Testleserin von Amaleya (der Protagonistin aus Tavith Band 1 – Wenn Himmel und Hölle sich lieben) gemalt hat. Es hat mich überwältigt, dass die Geschichte, die ich geschaffen habe, einen anderen kreativen Geist dazu inspiriert hat, auch etwas zu schaffen, das dann obendrein noch meine Ideen wiederspiegelt. Ich hatte keine Ahnung davon, wie die Leserin meine Geschichte findet, bis sie mir das Gemälde bei einem Treffen gab und mir erzählte, dass sie die Geschichte die ganze Nacht lang gelesen hatte, weil sie die nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Es flasht mich immer wieder, wenn mir Leser schreiben, dass sie mein Buch in einem Rutsch gelesen haben, weil es sie so gefesselt hat. Das ist für mich das größte Lob.

Wie gestaltet sich für dich ein perfekter Tag?
Durch meine Angst- und Panikstörung habe ich mich von der Vorstellung eines perfekten Tages verabschiedet. Aber es gibt für mich den perfekten Morgen: Wenn mein Freund mich wachkuschelt und die Sonnenstrahlen durch unsere Erkerfenster hereinfallen. Wenn ich uns Kaffee mache, während er unsere beiden Kater füttert, die schon vor der Schlafzimmertür gewartet haben. Wenn wir uns mit den vollen Kaffeetassen wieder ins Bett setzen und einfach nur reden, während unsere Kater sich zu uns kuscheln, weil sie uns überall hin folgen. Wenn ein Morgen mit so viel Licht und Wärme beginnt, dann trage ich genug Liebe im Herzen, um auch den unperfektesten Tag durchzustehen. 

Bist du eher ein Frühaufsteher oder eine Nachteule?
Ein frühaufstehender Morgenmuffel. Ich bin morgens am kreativsten, auch wenn mein Gehirn dann noch nicht ganz hochgefahren ist. Oder gerade deswegen. Auf jeden Fall nutze ich gern den Morgen, um zu schreiben, und den Vormittag, um ordentlich was im Home Office zu schaffen. Solang mich dabei niemand anspricht, merkt auch keiner, dass ich ein Morgenmuffel und eigentlich noch gar nicht ansprechbar bin.


Vielen lieben Dank das du dir die Zeit für das Interview genommen hast. <3
Es war mir eine Freude! Ich danke dir für deine Mühe und dein Interesse an einem Interview!

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